Editorial 2021
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Leserinnen und Leser!
Ein neues Jahr! Was steht an?
Kein Jahreswechsel war derart ungewöhnlich, beklemmend und für Viele einsam wie der eben erst hinter uns Liegende. Beim Bleigießen allenthalben gezackte kleine Krümel mit Krönchen im Wasser, den Viren nicht unähnlich. Kein Phönix aus dem Wasserbad und nur wenige Vögel (die sterben den Insekten hinterher), hin und wieder eine chinesische Fledermaus (oder doch eher ein Flughund?), ein Dromedar mit Rüssel und drei Höckern (Gentechnik lässt grüßen?), ein Trumpeltier (als Ausdruck verlotterter politischer Sitten), ein bleigewordener Albtraum (der uns nachts schwitzend aufschrecken lässt) …..
Aber Blei beiseite: es steht sehr viel an in diesem Wahl-Jahr, und Einiges steht auf dem Spiel. Das 2-Grad-Ziel nicht verfehlen, Artensterben aufhalten, Kunst und Künstler retten, ebenso die Gastronomie, die Arbeitsplätze, den Geldwert, die Hoffnung (schaffen wir das?), die Demokratie in Zeiten von Erdogan, Bolsonaro und anderen Autokraten, ein starkes Immunsystem (biologisch und psychosozial), erholsamen Nachtschlaf, Therapievielfalt im Gesundheitssystem. Man möchte auf Knien flehen und bitten: Herr, schmeiß Hirn vom Himmel! Und Herz gleich hinterher! Und wenn Du noch was übrig hast an Fairness, Geduld, Weitblick, Gerechtigkeit, Respekt oder Dankbarkeit: her damit! Wir können das Alles brauchen!
Aber dann sollten wir uns von den Knien wieder erheben, aufstehen und erkennen: es liegt in unserer Hand! Die Alleinherrscher sind längst enttarnt, die „Skeptiker“ ebenso (sie wollen uns das Glyphosat erhalten und den Klimawandel kleinreden), die kleine und die große Freiheit sind in Gefahr, werden von Lobbyisten und nicht wenigen korrupten Politiker*innen untergraben, schrittweise sollen wir uns daran gewöhnen und in dumpfer Ergebenheit abnicken, dass andere angeblich besser wissen, was für uns gut sei (zum Beispiel was auf unserem Teller landet oder welche Medizin wir schlucken, wenn wir krank sind).
Es gibt zwei Dinge (mindestens), die es zu erhalten gilt: unsere Freiheit und unsere Gesundheit! Die Freiheit, solange wir sie noch haben (denn hinterher ist es viel schwerer, wie der Sozialpsychologe Harald Welzer ebenso treffend wie einfach analysiert hat). Diese Freiheit – wohlgemerkt – in Verbindung mit Verantwortung für die Schwachen, Wehrlosen und die folgenden Generationen. Und Gesundheit, weil sie das Wertvollste ist, was wir in diesem Leben haben, und das Wertvolle gibt man nicht freiwillig aus der Hand oder delegiert es allein an die Naturwissenschaft. Gesundheit ist mehr als die Abwesenheit von Krankheit, sie beinhaltet Selbstbestimmung, Achtsamkeit, Subjektivität, Spiritualität und womöglich noch zahlreiche andere Werte und Zustände, in denen sich keine wirksamen Moleküle nachweisen lassen.
Stehen wir also auf in diesem Wahljahr und analysieren wir genau, welche Politiker und Parteien unseren Anspruch an Selbstbestimmung, Freiheit, Gesundheit, Gemeinsinn, Vielfalt und Achtung vor unseren Ressourcen auf ihre Fahnen geschrieben haben! Und wie glaubwürdig die Menschen und ihre Programme sind. Zeigen wir, dass wir mündig und aufgeklärt genug sind und selbst entscheiden können und wollen, was wir uns für unsere Zukunft wünschen! Und was nicht!
Der DZVhÄ möchte Sie in diesem Wahljahr mit Informationen, Hintergründen und Stellungnahmen auf dem Weg ihrer und Ihrer Patient*innen Gesundheit begleiten. Dabei ist uns der Erhalt der Therapievielfalt ebenso wichtig wie eine intakte Umwelt. Lassen Sie uns also medizinische Monokultur verhindern! Vielfalt ist Leben, Einfalt ist…. na, Sie wissen schon!
In diesem Sinne auf ein ambitioniertes und engagiertes Miteinander in 2021!
Herzliche Grüße
Ihr
Dr. med. Ulf Riker, 2. Vorsitzender DZVhÄ