Ärzteverbände fordern den Erhalt des Dualen Systems der Krankenkassen

  • als Garant für die Selbstbestimmung des Einzelnen,
  • Versorgungssicherheit,
  • Therapiefreiheit,
  • Qualität und Innovation im deutschen Gesundheitssystem.

Anlässlich der aktuellen Sondierungs- und voraussichtlichen Koalitionsgespräche zwischen der CDU, CSU und SPD im Ergebnis der Bundestagswahlen vom 24. September 2017 und gescheiterten Jamaika-Verhandlungen, appelliert der Hartmannbund, der PBV und korporative Verbände an CDU, CSU und SPD, das Duale System aus Gesetzlichen und Privaten Krankenversicherungen zu erhalten und verantwortungsvoll fortzuentwickeln.

Die im Wesentlichen gut funktionierenden kapitalgedeckten Krankenversicherungen mit 280 Mrd. Altersrücklagen, sollten nicht durch ein schon oft an seine Grenzen gekommenes System aus einer oder mehreren umlagefinanzierten Zwangsversicherungen ersetzt werden. Die derzeit gute Ausstattung der Gesetzlichen Krankenversicherungen ist der seit geraumer Zeit anhaltenden Hochkonjunktur und dem Zustand der Beinahe-Vollbeschäftigung in Deutschland zu verdanken, wobei es sich aber ebenso um eine historische Sondersituation handelt, wie die andererseits seit einigen Jahren anhaltende Niedrig- bzw. Nullzinsphase, unter der die kapitalgedeckten Privaten Krankenversicherungen zu leiden haben. Eine ausschließlich umlagefinanzierte Einheitsversicherung wird darüber hinaus mittel- und langfristig die Anforderungen im Zusammenhang mit dem demographischen Wandel nicht bewältigen können, weil in Analogie zur Deutschen Rentenversicherung die viel zu geringe Anzahl von erwerbstätigen Beitragszahlern in Relation zur Anzahl der Leistungsempfänger die Rechnung nicht aufgehen lassen wird.

Die durchaus wettbewerbliche Koexistenz von Gesetzlichen und Privaten Krankenversicherungen und die deutlich überproportionale Mittelbereitstellung aus dem PKV-System sorgt darüber hinaus seit Jahrzehnten dafür, dass das deutsche Gesundheitssystem im internationalen Vergleich „spitze“ ist – und zwar für alle Patientinnen und Patienten und unabhängig von der Art der Versicherung. Dies betreffe insbesondere den niedrigschwelligen Zugang für Jedermann zu medizinischen Leistungen auf dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik, die mit Abstand kürzesten Wartezeiten, den direkten Zugang zum freigewählten Facharzt und das höchste Tempo bei Arzneimittel- und medizintechnischen Innovationen. Im Gegensatz zu anderen Ländern muss in Deutschland für ärztliche Behandlungen keine Zuzahlungen von den Patienten geleistet werden.

Für den Einzelnen bedeuteten die Privaten Krankenversicherungen individuelle Entscheidungsfreiheit und Selbstbestimmung sowie eine tatsächlich freie Arzt- und Krankenhauswahl und ein vom Denken in den Kategorien limitierter Budgets befreites individualisiertes Behandlungsverhältnis mit echter Therapiefreiheit.

Es gibt auch eine Bringschuld bei den Privaten Krankenversicherungen: Diversität und Wettbewerb zwischen den Privaten Krankenvollversicherungen erfordern unter anderem faire und für den Versicherten komfortable Regelungen zur verlustfreien Übertragbarkeit von Altersrückstellungen beim Wechsel des Versicherungsanbieters.

Angesichts der zu erwartenden Herausforderung im deutschen Gesundheitswesen wäre ein Umdenken in der Struktur dringend notwendig. Der Ansatz eines innovativen Kostenerstattungsmodells sollte in diesem Zusammenhang vorrangig diskutiert werden. Dieses Modell würde sich an den Strukturen der PKV orientieren und nicht eine Bürgerversicherung favorisieren. Für weiteren vertiefenden Austausch stehen wir sehr gern zur Verfügung.

Der wohlklingende Name Bürgerversicherung verdeckt den Blick auf eine Mogelpackung für alle Versicherten. Es wird, wie in anderen ähnlichen Systemen, zu einer Rationierung und Verschlechterung der Leistung für alle Versicherten kommen. In der Folge werden sich nur noch die Privilegierten mit höherem Einkommen durch Zusatzversicherungen oder als Selbstzahler eine optimale ärztliche Versorgung leisten können. Dann bekommen wir eine echte zwei Klassenmedizin.

Folgende Verbände Unterstützen diese Aufforderung:

  • Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) der mehr als 10% der deutschen Privatärzte vertritt (4.000 Mitglieder / Ärzte)
  • Berufsverband für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (BKJPP e.V.) (1.000 Mitglieder / Ärzte)
  • Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte BVKJ e.V. (12.000 Mitglieder / Ärzte)
  • Medica e.V
  • Privatärztlicher Bundesverband e.V. (1.000 Mitglieder / Ärzte)
  • Hartmannbund (HB) (50.000 Mitglieder / Ärzten) sowie weitere korporative Verbände des HB unterstützen diese Forderung ausdrücklich

Insgesamt wird diese Forderung von ca. 70.000 Ärztinnen und Ärzten unterstützt.