Buch – Rezension „Integrative Medizin“
Integrative Medizin – Evidenzbasierte komplementärmedizinische Methoden
von Michael Frass und Lothar Krenner (Hrsg.)
1.124 Seiten, ISBN978-3-662-48878-2, Springer Verlag (2019); EUR 119,99 EUR
„Die zunehmenden Problembereiche in unserem Gesundheitssystem zeigen die Notwendigkeit einer Erweiterung des medizinischen Weltbildes an. Ärztliches Handeln muss zurückfinden zu einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Medizin als Wissenschaft und Medizin als Heilkunst“
(Aus dem Vorwort)
Soviel aus dem Vorwort der beiden Herausgeber, Prof. Frass, bis 2019 Internist und Intensivmediziner an der Medizinischen Universitätsklinik Wien, und Dr. Krenner, Arzt für Allgemeinmedizin, Vorstandsmitglied der Österreichischen Ärzte-Gesellschaft für Ayurvedische Medizin. Der Bogen, den die zahlreichen hochkarätigen Autoren spannen ist beeindruckend: Im ersten und zweiten Teil sind die gedanklichen Grundlagen gelegt, in denen Beiträge der beiden Wiener Physiker Prof. Pietschmann (Medizin – eine Disziplin zwischen Naturwissenschaft und Kunst) und Prof. Kratky (Naturwissenschaftliche Modellierungen physiologischer Prozesse….) ebenso originell und anspruchsvoll sind wie die Überlegungen von Prof. Jakesz zum Thema „Resilienz“. In einem dritten Teil kommen spezielle diagnostische Methoden der Komplementärmedizin zur Darstellung. Zwei weitere umfangreiche Kapitel stellen einerseits Methoden der IM aus dem europäisch-amerikanischen (u. a. Homöopathie, Anthroposophische Medizin, Ernährungsmedizin u.v.a.) sowie aus asiatischen (u. a. Ayurveda, TCM) Kulturkreis dar. Ein sechstes Kapitel widmet sich der Psychotherapeutischen und Psychosomatischen Medizin, und am Ende stehen Überlegungen zu Forschung, Recht und Ethik.
Das Buch bietet einen hervorragenden Überblick über sämtliche Methoden innerhalb der Komplementärmedizin. Es gibt gerade auch jungen Ärzt*innen fundierte Hilfestellung auf der Suche nach Ergänzungen für die spätere Arbeit in der Praxis. Fast jeder Beitrag ist lesenswert und macht Lust auf mehr. Hervorzuheben ist die Tatsache, dass sich die Autoren im Zusammenhang mit der Darstellung einzelner Behandlungsmethoden die Mühe gemacht haben, auch den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung zu beleuchten; sie leisten damit einen Beitrag zur Verankerung der Komplementärmedizin in einem auf Evidenz ausgerichteten Medizin-Umfeld. Ein Buch, das helfen kann, berufliche Weichen zu stellen!
Dr. med. Ulf Riker, 2. Vorsitzender des DZVhÄ
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