Vorwort der Vorsitzenden
Liebe Mitglieder des DZVhÄ,
geschätzte Kolleginnen und Kollegen,
zwei Monate sind vergangen, seitdem die Bundesregierung der Einschätzung und dem Rat des Robert-Koch-Instituts und anderen Experten gefolgt ist und erklärt hat, dass auch Deutschland von der SARS-Cov-2-Pandemie betroffen sei.
Seitdem beherrscht die Suche nach Erfolg versprechenden Behandlungsmethoden der durch das neuartige Virus ausgelösten Covid-19-Erkrankung auch den Austausch und die Diskussionen unter homöopathischen Ärztinnen und Ärzten hierzulande. Es ist eine wichtige Diskussion. Es ist gut, dass sie geführt wird und unterschiedliche Thesen offen ausgesprochen und gemeinsam abgewogen werden. Es besteht kein Zweifel, dass jeder und jede sich mit besten Intentionen einbringt, und es ist nicht nur verständlich, sondern richtig, dass Erwartungen an den Verband bestehen und zum Ausdruck gebracht werden.
Als Vorstand tun wir unser Bestes, die Möglichkeiten ärztlicher Homöopathie zur Unterstützung der Bekämpfung der Corona-Pandemie und der Behandlung von Covid-19-Patientinnen und Patienten auszuloten und einzubringen. Mit aller Kraft, aber in dieser Reihenfolge. Denn Umsicht ist dringend geboten. Einige vorschnelle Äußerungen, meist nur unbedacht in ihrer Wortwahl, haben den Skeptikern und Kritikern sehr in die Hände gespielt. Manch übereifriger Alleingang bis in die obersten Spitzen der Politik, mit enthusiastischen Schreiben, dünn belegten oder gänzlich unfundierten Thesen, aber weitgehenden Schlussfolgerungen und Angeboten, mussten mit einigem Aufwand an Zeit und Diplomatie ‚eingefangen‘, differenzierter dargestellt und so eingeordnet werden, dass Irritationen bei Entscheidungsträgern vermieden oder, in manchen Fällen, korrigiert wurden.
Nicht ‚defensiv‘, sondern ‚umsichtig‘
Einige Mitglieder empfanden das Vorgehen des Vorstands des DZVhÄ in der Anfangsphase der Pandemie als „zu defensiv“. Wir nennen es „umsichtig“ und stehen ausdrücklich dazu, räumen aber zugleich ein, dass wir die Überlegungen und strategischen Orientierungspunkte klarer hätten darlegen sollen, an denen wir unser Handeln für die Einbringung der ärztlichen Homöopathie in die von der konventionellen Medizin beherrschte Debatte über Behandlungsformen von Covid-19-Patienten ausrichten.
Wir werden das in Zukunft besser machen. Mit regelmäßigen Sondernewslettern werden wir auf wichtige Entwicklungen und wesentliche Fragen eingehen und über den Fortschritt unseres Projekts „Fall- und Datensammlung zu homöopathischen Behandlungsverläufen von Covid-19-Patienten“ berichten. In dieser Ausgabe möchte ich besonders auf unseren offenen Antwortbrief zu einem kritischen Mitgliederschreiben hinweisen, weil wir darin sehr umfassend auf die Fragen eingehen: Welche Grundsätze leiten uns? Warum haben wir in der ersten Phase der Pandemie so und nicht anders gehandelt?
forsa-Umfrage gibt fundierte Argumente
Breite Beachtung hat die forsa-Umfrage gefunden (siehe Beitrag im Sondernewsletter vom 17.04.2020). Die Ergebnisse bestärken uns in dem Bemühen, dem Wunsch einer beeindruckenden Mehrheit der Bevölkerung gerecht zu werden und für einen Einsatz der Homöopathie in allen Bereichen zu sorgen, in denen wir über fundierte Erfahrung verfügen. Die Umfrage ging zwischenzeitig allen gesundheitspolitischen Entscheidungsträgern auf nationaler und Länderebene zu. Wann immer es möglich ist, werden wir die Gelegenheit zum vertiefenden, persönlichen Gespräch suchen. Das gilt insbesondere auch für den präzise und verantwortungsvoll definierten Einsatz homöopathischer Mittel bei der Behandlung von Covid-19-Patienten.
Die Sicherstellung einer differenzierten Wahrnehmung der von uns vertretenen homöopathischen Ärzteschaft ist eine der obersten Pflichten für uns als Vorstand des DZVhÄ. Die weit überwiegende Mehrzahl unserer Mitglieder hat deshalb unsere erste Stellungnahme, unmittelbar nach offizieller Ausrufung der Corona-Pandemie durch die Bundesregierung, auch richtig verstanden und ausdrücklich begrüßt.
Zugleich haben wir als DZVhÄ intensiv dafür geworben, homöopathische Erfahrungen mit der Behandlung von Covid-19-Erkrankten in das kurzfristig und mit großem Engagement von einer Gruppe sehr erfahrener Mitglieder aufgesetzte Projekt der Fall- und Datensammlung einzubringen. Wir haben das Projekt ausführlich vorgestellt und geben in diesem Sondernewsletter einen Zwischenstand dazu. Dringend wünschen wir uns hier eine stärkere Beteiligung!
Alles in allem hoffen wir, dass wir mit den Beiträgen in diesem Sondernewsletter, die politische Position des DZVhÄ ebenso deutlich machen wie unsere Argumentationslinie, und damit für mehr Klarheit und Verständnis auch bei jenen Mitgliedern sorgen können, die sich ein offensiveres Auftreten des Verbandes wünschten.
Nun wünsche ich Ihnen eine informative und anregende Lektüre und verbleibe mit besten Grüßen und Wünschen: Bleiben Sie gesund und behütet,
Ihre
Dr. med. Michaela Geiger