Prof. Dr. Karl Lauterbach
Alle kennen Lauterbach: als belesenen Wissenschaftler in Corona-Zeiten, als politischen Ratgeber zu Fragen der Covid-19-Impfung, als Gast in öffentliche-rechtlichen Talk-Runden …. und wir kennen ihn als hartnäckigen Kämpfer im Kreuzzug gegen Homöopathie.
In einem Interview der Süddeutschen Zeitung (Ausgabe 06 2021 vom 9./10.01.2021) unter der Überschrift „Sehnsucht“ bekennt Lauterbach auf die Frage „Sind Sie gläubig?“: „Ich wünschte, ich wäre es noch.“
Dass ihm da also etwas abhanden gekommen ist, wonach er eigentlich Sehnsucht hat, begründet er mit den Worten: “Die Wissenschaft und Philosophie haben die Eigenschaft, die Welt komplett zu entzaubern. …..Die späte Erkenntnis, dass wir tatsächlich auf fundamentaler Ebene noch nichts wissen, das ist ein amorpher kurzfristiger Zauber …. Der Preis der Entzauberung ist nicht zu unterschätzen.“
Wie wahr! Da ist ein Mensch auf dem besten Weg, seinen Mangel zu erkennen und tut doch alles, davon abzulenken. Mehr noch: er stellt sich in die Kampflinie derer, die mit missionarischem Eifer denen die Homöopathie entreißen wollen, die noch auf der Seite eines Zaubers sind, der eigentlich gar keiner ist: Homöopathie ist keine Zauberei, an die man glauben müsste, sondern eine Methode der Therapie, die man an sich selbst wahr – nehmen kann, wenn man dazu bereit ist. Lauterbach aber will Anderen wegnehmen, was er für sich offenbar längst verloren hat. Klingt ein bisschen wie Missgunst oder Rache? Vielleicht. Aber wir wollen uns nicht über einen Menschen verächtlich äußern, der zu seinen Prinzipien steht und seine persönliche Sozialisation im Gepäck hat. Das können nämlich die „Skeptiker“ und Gegner der Homöopathie besser, wenn sie homöopathische Ärzt*innen als gefährliche Quacksalber darstellen, die Methode selbst als Humbug und die Patient*innen als fehlgeleitete und sich selbst gefährdende Menschen.
Ist die Kampagne gegen Homöopathie den Preis der „Entzauberung“ wert? Wer profitiert davon, wenn mit schrägen Argumenten und Unterschlagung von Fakten mündigen Bürger*innen vorenthalten werden soll, woran sie „glauben“, mehr noch: was sie selbst immer wieder als wirksam erleben? Sind es tatsächlich die 1-2 Promille an Kosten für die gesetzlichen Krankenversicherungen, an denen zuerst gespart werden muss, während die horrenden Kosten neuer und patentgeschützter Medikamente (oft ohne überzeugenden Zusatznutzen) klag- und fraglos übernommen werden?
Herr Lauterbach, wie wäre es denn, wenn Sie Ihrerseits mal ein ganz kleines bisschen die Naturwissenschaft in der Medizin zu entzaubern versuchten und womöglich entdecken könnten, dass da auch noch Platz für andere Formen der Erkenntnisgewinnung versteckt sind? Vielleicht geht es ja gar nicht um entweder / oder, sondern um sowohl / als auch? Um Wissen und Erfahren? Vielleicht wäre das ein winziger erster Schritt, Ihre Sehnsucht zu stillen und dem Phänomen „Glauben“ wieder näher zu kommen? Deshalb brauchen Sie nicht gleich an Homöopathie zu glauben, aber sie könnten all denen die Würde und eigene Erfahrungswelt lassen, die Homöopathie schätzen gelernt haben, weil sie wirkt! Sozial gerecht wäre es obendrein, weil dann nicht nur denjenigen die Homöopathie erhalten bleibt, die es sich leisten können, sondern auch allen anderen, gesetzlich versicherten Menschen mit eher geringem Einkommen.
Dr. Ulf Riker 1/21